Saturday, October 31, 2009


Tanzparcour durch die Stadt Bern

Von Magdalena Nadolska. Aktualisiert am 21.10.2009

50 Bernerinnen und Berner stehen am Wochenende im Rahmen des Festivals «Tanz In. Bern» auf der Bühne. Von der demokratischen Arbeitsweise im Projekt «Still Lives – Bern» profitieren die Laien ebenso wie die Profis.
Choreografie zu einem ungewöhnlichen Soundtrack: Berner Laientänzerinnen und -tänzer bei der Probe zu «Still Lives».
«Was sagen Sie zu dieser Fotografie?» Vier Tage lang ging das Künstlerkollektiv «Good Work» durch die Strassen Berns und zeigte Passanten «Stumbling Block» – eine Fotoarbeit des kanadischen Künstlers Jeff Wall, die urbanes Leben in der Moderne thematisiert. Isabelle Schad, Bruno Pocheron und Hanna Hedman von «Good Work» nahmen die Interviews auf, bearbeiteten sie und schnitten sie zu einer Klangkulisse zusammen. Parallel dazu wurde im Rahmen eines Workshops eine choreografische Performance zu diesem ungewöhnlichen Soundtrack auf die Beine gestellt.
Das Resultat ist am Wochenende in der Dampfzentrale zu erleben: Rund 50 Laiendarsteller aus dem Raum Bern stehen mit professionellen Tanzschaffenden auf der Bühne. Für das Publikum entsteht ein Ort der Imagination: Obwohl das Bild von Jeff Wall bei der Vorstellung nie zu sehen sein wird, soll es dank den Beschreibungen der Passanten und der Choreografie langsam vor dem geistigen Auge des Zuschauers Gestalt annehmen.
Kontraste zeigen
Das Projekt «Still Lives» wurde von «Good Work» bereits in über zehn Städten Europas durchgeführt. «Wir lernen über die Interviews die Stadt und ihre Einwohner kennen. Es ergibt sich ein kleines Porträt», so die deutsche Choreografin und Tänzerin Isabelle Schad. «In Bern waren die Interviews sehr spektakulär und inhaltsreicher als zum Beispiel in Zürich, wo sich die Menschen viel zurückhaltender zeigten und keine Emotionen preisgaben.»
Der französische Licht- und Sounddesigner Bruno Pocheron ergänzt: «In Bern gab es auch viele Leute, die Jeff Wall kannten und sich kritisch und analytisch über das Foto äusserten.» So unterscheiden sich die Städte und die Menschen, die in ihnen wohnen: In Bukarest gab es ein besonders starkes Bedürfnis, über politische Ereignisse zu sprechen und in Halle war deutlich der DDR-Hintergrund spürbar.
Die Auswahl der Antworten für die Klangkulisse soll kein «Best of» der jeweiligen Stadt liefern, sondern Kontraste aufzeigen: «Eher langweilige Interviews können im Kontext einer anderen Antwort plötzlich spannend werden», erklärt Pocheron.
Gegenseitiges Lernen
Dem Aufruf zum Workshop folgten in Bern Laientänzer zwischen 20 und 60 Jahren. Diese heterogene Gruppe arbeitete mit den Profis während zehn Tagen an der Performance. Dabei wurden sowohl Schritte der Choreografinnen kopiert, als auch eigene Bewegungen gesucht. Im Vordergrund stand dabei die Arbeit am eigenen Körperbewusstsein. Die schwedische Tänzerin und Choreografin Hanna Hedman betont das «Learning by teaching» im gemeinsamen Workshop: «Das Projekt stellt keine «One-Way-Pädagogik» dar. Wir lernen auch sehr viel und profitieren von der Arbeit mit den Laien.» So gibt es denn auch von beiden Seiten ein positives Feedback. Der Probenprozess ist den Beteiligten ebenso wichtig wie der Auftritt auf der grossen Bühne der Dampfzentrale.
(Berner Zeitung)

deutsch-französisches Tanzprojekt im Rahmen der Deutschlandwochen

Choreographie und Realisation: Isabelle Schad und Bruno Pocheron

Realisiert mit der Unterstützung des Goethe Institut Skopje im Rahmen der Deutschlandwochen

Tanzperformance

Freitag, 30.10., 20.00 Uhr
Mazedonisches Nationaltheater, Kliment Ohridski b.b.
Mazedonisch
200 MKD
+389 -2- 3103581

Eine Fotografie wurde im Juni 2009 in Skopje gezeigt: Eine Frau stolpert auf dem Gehsteig über einen Mann, der am Boden liegt. Im Hintergrund sieht man Hochhaus-Fassaden. Auf den ersten Blick ist es eine gewöhnliche urbane Straßenszene, erst auf den zweiten Blick stellen sich Irritationen ein: Warum trägt der Mann eine Rüstung mit Helm? Und was denkt sich der Japaner im Anzug?

Das Bild stammt von dem Bildenden Künstler Jeff Wall, der bekannt ist für aufwändige, hyperrealistische Foto-Inszenierungen.

Die Passanten in Skopje, denen das Bild von Bruno Pocheron, dem Mitgestalter des ungewöhnlichen Tanzprojektes „Still Lives“, gezeigt wird, äußern sich spontan dazu, was sie in dem Bild sehen und erzählen dabei viel von sich selbst, von ihren Lebensumständen und von ihrer Stadt Skopje.

Bruno Pocheron hörte genau zu und zeichnete die Stimmen auf, die am Ende choreographische Animation und Soundtrack des Tanzprojektes „Still Lives Skopje“ bilden.

25 Skopjer Bürgerinnen und Bürger, die meisten ohne bisherige Berührungspunkte zu Tanz oder Theater, haben sich auf das Experiment eingelassen, sich in zwei einwöchigen Workshops unter Leitung der Choreografin und Tänzerin Isabelle Schad zu den Stimmen und Klängen in Bewegung zu bringen und die Tanzperformance aufzuführen.

Eine Altersbegrenzung für die Laientänzer gibt es nicht. Im Gegenteil: Je breiter das Spektrum der Teilnehmer, desto vielgestaltiger am Ende das Porträt einer Stadt und ihrer Bewohner. Denn das ist es, was bei „Still Lives“ angenehm unaufdringlich immer wieder entsteht.

„Still Lives“, nach der Idee des Künstler-Kollektivs Good Work aus Berlin, hat schon in Essen, Halle, Bukarest, Berlin, Lille, Antwerpen, Hamburg und Bern Menschen gefunden, die sich auf das Wagnis einlassen, den Tanz aus Ausdrucksform und Kunst zu entdecken. Das ist nicht nur jedes Mal eine Premiere, sondern еin einzigartiges choreographisches Portrait der Stadt. Eine demokratische Kreation für Skopje, eine Hommage an die Stadt und ihre Menschen zum Abschluss der Deutschlandwochen und als deutsch-französischer Beitrag zum Tanzfestival Lokomotion

Realisiert mit der Unterstützung des Goethe Institut Skopje im Rahmen der Deutschlandwochen

In Zusammenarbeit mit:

Lokomotiva

Und der Unterstützung von:

Mazedonisches Nationaltheater Skopje

Centre Culturelle Francais

Still Lives – Skopje

Dance project of Good Work Productions (Isabelle Schad/DE and Bruno Pocheron/FR), realized with the support of Goethe Institute-Skopje, Germany Weeks, Lokomotiva-Skopje and French Cultural Centre in Macedonia

’The choreographer Isabelle Schad (Germany) and the media artist Bruno Pocheron (France) together with Ivailo Dimitrov (Bulgaria) create a dance performance for and in Skopje with 30 non-professional dancers of all age groups. Interviews with citizens of Skopje and their requests for music form important elements of the choreography. Thus, “Still Lives” is a world premier in every new city it is performed in. “Still Lives” emerged from an idea by the Berlin artistic collective ‘Good Work’; it has been staged in numerous towns all over Europe. The project is the contribution of the “Germany Weeks” to the “Locomotion” Dance Festival.’

30. October 2009, 20:00

Macedonian National Theatre Centar

With: Biljana Stefanovska, Maja Taneva, Natasha Geleva, Marija Stojanovska, Nadica Vasilevska, Bojan Kraljevski, Tina Tasevska, Aneta Spaseska, Tatjana Ilic, Petrovska Katerina, Maja Kambovska, Elena Stankova, Liljana Peshovska, Irina Stefanovska, Ana Urumovska, Biljana Stefanovska, Nigjar Nagavci, Petra Schoen, Biljana Pavlova, Iskra Dimitrova, Jane Danevski, Dragana Zarevska, Kliment Poposki.